Wenn aus Onkel Erwin plötzlich Onkel Karl wird

Wenn ich Bücher lese, fallen mir die erstaunlichsten Dinge auf. Meist handelt es sich um Tippfehler, die übersehen wurden. Die sind manchmal häufig, dann kommt nur vereinzelt etwas vor und in den meisten Fällen ist davon nichts dabei.
Seltsamerweise kommen die meisten Tippfehler gerade in Büchern großer Verlage vor. Warum das so ist? Keine Ahnung.
Neben Tippfehlern gibt es aber noch zwei andere Fehlerarten. Da ist zum Beispiel das Weglassen von Gegenständen in einem Satz oder gleich ganzer Passagen.
Beim Kürzen von Passagen hat es wohl etwas mit der Länge des Buches zu tun. Ich bin im Besitz einer Ausgabe von „Der Glöckner von Notre Dame“, in der einige Passagen einfach fehlen. Es handelt sich hierbei nicht um die eigentliche Handlung, sondern um Beschreibungen der Pariser Kirche. Nun ja, die sind nicht sonderlich interessant, aber sie deshalb gleich rauskürzen? Haben wir einen Papiermangel? Eher nicht, warum wurde also gekürzt?
Nun komme ich zum interessantesten aller Fehler, dem verwechseln von Personennamen.
Das berühmteste Beispiel ist Kafkas unvollendeter Roman „Der Prozeß“. Dort hat sein Onkel zwei verschiedene Namen. Fällt übrigens erst mal gar nicht auf, weil der andere Name in den Kapiteln vorkommt, die nicht im Roman selbst zu finden sind. Meinem Lehrer ist das damals auch nicht aufgefallen, als ich es ihm sagte. Ich hatte es aus einem dieser Lektüreschlüssel, sonst hätte ich es auch nicht gewusst, denn ich habe mich geweigert, Kafka zu lesen. Habe ich inzwischen nachgeholt, aber toll finde ich ihn immer noch nicht. Man lese „Brief an den Vater“ und kenne alle seine Romane und Erzählungen.
Vor Kurzem hatte ich wieder ein Buch, das mich nicht nur wegen seiner vielen Tippfehler aufregte, sondern das urplötzlich eine der Nebenfiguren nicht mehr Ferdinand sondern Frederik hieß. Wie kann das passieren? Von Corona konnte noch keine Rede sein, als dieses Buch lektoriert und gedruckt wurde, dennoch sind massenhaft Fehler drin. Mal fehlt ein Buchstabe, dann steht dort falsches Deutsch. Ich bin so etwas von diesem Verlag nicht gewohnt. Und als Höhepunkt die zwei Namen einer Nebenfigur.
Es gibt doch angeblich Testleser und dann den Lektor. Wieso ist das niemandem aufgefallen? Ich weiß, dass Fehler durchrutschen können, trotzdem Textchef und Schlussredaktion, aber so etwas? Das kann ich mir einfach nicht vorstellen und dennoch ist es so.
Manchmal bekommt eine Figur nicht nur einen neuen Namen, sondern es werden zwei miteinander vertauscht. Das ist für den Leser sehr verwirrend.
Ich sage immer, Tippfehler kann man übersehen, aber einen vertauschten Namen nicht.

(Helen Dalibor)

Vier Wochen Schreiben – Tag 19

Heutiges Thema: Was stört dich an anderen Büchern?
Wenn ich etwas wirklich langweilig finde, dann sind es große Beschreibungen einer Stadt, einer Straße, eines Gebäude oder ähnlichem. Bei „Das verlorene Symbol“ ist so etwas öfters vorgekommen. Ich habe die Seiten einfach überblättert, weil ich es furchtbar langweilig fand.
Bei „Der Glöckner von Notre Dame“ wird auch die Kirche und ähnliches beschrieben, aber das kommt einem nicht so langweilig vor, wie es bei Dan Brown gewesen ist.
Langatmige Beschreibungen mag ich einfach nicht, weshalb ich selbst auf so etwas verzichte. Manchmal sagen mir deshalb Testleser, dass ich zu wenig von der Umgebung beschreiben würde und sie nicht wüssten, wie die nun aussehe. Ich sehe so etwas vor meinem geistigen Auge, weshalb ich gar nicht auf die Idee komme, dass ich zu wenig von der Umgebung beschreibe. Aber dafür habe ich meine Testleser, die mich darauf stoßen.
Was mich noch besonders stört, sind Figuren, die sehenden Auges in ihr Unglück rennen. Ich überlese auch die Szenen, weil ich mich sonst nur über so etwas aufregen würde. Das ist ein Grund, warum ich die Romane von Iny Lorentz nur selten lese. Es hat sich zwar in der Zwischenzeit ein wenig verbessert, aber dennoch ist es immer noch für ich ärgerlich, wenn ich genau so eine Szene lesen muss.
Ich versuche all so etwas zu vermeiden, denn ich will nur das schreiben, was ich auch selber lesen würde.
Und natürlich stört mich auch, wenn eine Handlung so abstrus ist, das es nur völliger Schwachsinn ist. Oder man blickt bei der Handlung überhaupt nicht durch, wo man sich fragt, ob das nun die Hauptfigur träumt oder ob das in einer Art Zwischenzustand geschieht.
Als Leser will ich den Roman begreifen und nachvollziehen können. Ich will mich nicht langweilen und mich vor allem nicht ärgern müssen.
(Helen Dalibor)