Vier Wochen Schreiben – Tag 17

Heutiges Thema: Sollte man chronologisch schreiben oder das Ende vor dem Anfang?
Manchmal kann es vorkommen, dass ich mit einem Roman beginne, mich dann aber dem Ende zuwende und dieses erst einmal schreibe. So ganz ungewöhnlich ist das nicht. Joanne K. Rowling soll das Ende von „Harry Potter“ Jahre vorher geschrieben haben, bevor der letzte Band herausgekommen ist. Das Ende sei in einem Tresor vor fremden Augen verwahrt worden.
Wenn ich einen Roman im Kopf habe, dann meist auch das Ende. Bei DIE ROLLEN DES SETH habe ich auch nicht alle Kapitel chronologisch der Reihe nach geschrieben, wie sie nun zu lesen sind. Irgendwann fing ich an, nur die Kapitel zu schreiben, die in der Vergangenheit spielen und verfuhr auch so mit den Kapiteln, die in der Gegenwart spielen. Doch während ich diese Kapitel schrieb, kam mir die Idee für das Ende. Ich schrieb es nieder, musste allerdings am Ende noch ein paar Kleinigkeiten umändern, weil sich ein paar Dinge in der Realität geändert hatten.
Bei IM ZEICHEN DES DENKMALS habe ich relativ chronologisch geschrieben. Nur das Kapitel, wo Isis und Karla sich im Völkerschlachtdenkmal umsehen, wurde erst am Ende geschrieben, als ich alle anderen Kapitel bereits fertig waren. Der Prolog kam auch erst ganz am Ende hinzu. Ich hatte ihn nicht geplant gehabt, genauso wie das erste Kapitel. Beide sind erst gegen Ende der Entstehung des Romans entstanden, weil ich merkte, dass der Anfang nicht ganz passte. Ursprünglich sollte es mit dem Russlandfeldzug beginnen, aber ich erkannte, dass ich einen anderen Anfang brauchte.
So ist das während des Schreibens. Man merkt, dass etwas nicht passt, dass etwas geändert werden muss. So kann man natürlich chronologisch Kapitel für Kapitel schreiben, aber irgendwann kommt der Punkt, wo man irgendein anderes Kapitel schreiben muss, das erst viel später auftaucht oder irgendwo an den Anfang gehört.
Das ist genauso, wie man sich nicht genau an den Ablaufplan hält, wie ich es bereits gestern geschrieben habe. Man kann sich genau an das halten, was man in den Kapitelzusammenfassungen geschrieben hat oder man verändert es, weil es viel besser passt als die ursprüngliche Idee. Denn das ist das Schreiben. Man plant zwar etwas, aber am Ende ist man überrascht, dass etwas anderes herauskommt, als man zuvor gedacht hatte.
(Helen Dalibor)