Vier Wochen Schreiben – Tag 25

Heutiges Thema: Sollte man reale Charaktere in seine Handlung einbauen?
Bei historischen Handlungen ist es ganz gut, wenn man reale Charaktere einbaut. Das muss nicht unbedingt die Hauptperson werden, aber als Randperson kann die historische Persönlichkeit kurz auftauchen. Genauso ist es denkbar, dass diese Persönlichkeit eine größere Nebenrolle spielt.
Ich finde es wichtig, dass eine historische Persönlichkeit auftaucht, wenn die Handlung in der Vergangenheit spielt. Diese Rolle muss nicht groß sein, sie muss auch nicht unbedingt mit zur Handlung beitragen, aber sie sollte drin vorkommen. Das macht sich immer besser, ansonsten könnte die Handlung in jeder x-beliebigen Zeit angesiedelt sein. Man hat sich zwar für das 15. Jahrhundert beispielsweise entschieden, aber die Figuren agieren in einem geschlossenen Umfeld, das genauso gut im 18 Jahrhundert oder in der Gegenwart spielen könnte.
Spielt nun hingegen der Roman in der Gegenwart ist das ganz etwas anderes. Wenn ich ehrlich bin, baue ich in Gegenwartsromane keine realen Personen ein. Erstens weiß ich nicht genau, was es mir bringen soll und zweitens ist mir das einfach zu heikel. Wenn man jemanden mal erwähnt, der noch lebt, dann ist das etwas anderes, aber ich würde diese Person nie selbst persönlich in einem meiner Romane auftreten lassen.
Vielleicht würde ich es tun, wenn ich die Person sehr gut kennen würde und sie mir erlaubt hätte, dass ich es tun dürfe. Das wäre etwas anderes, aber ansonsten lasse ich es lieber bleiben.
(Helen Dalibor)

Vier Wochen Schreiben – Tag 24

Heutiges Thema: Gibt es etwas, dass dich stört, wenn du am Schreiben bist?
Im Grunde genommen gibt es da nicht viel. Es sind eigentlich nur Geräusche, die mich stören. Ein immer wiederkehrendes Geräusch, wenn jemand die Fingerknöchel knacken lässt oder irgendeine – für mich – furchtbare Musik zu hören ist. Da kann es mir wirklich schwer fallen, mich zu konzentrieren und etwas Vernünftiges zu Papier zu bringen.
Ansonsten kann ich mir natürlich selbst das Leben schwer machen, indem ich eine Dokumentation oder ein Hörbuch laufen lasse. Da muss ich mich entscheiden. Will ich etwas hören oder mich aufs Schreiben konzentrieren. Hintergrundmusik hingegen ist in Ordnung, solange sie keinen Text enthält. Denn sobald gesungen wird, registriert es mein Gehirn und ich konzentriere mich nicht mehr richtig aufs Schreiben. Handelt es sich um rein instrumentale Musik, kann es dennoch sein, dass ich abschweife und mich auf die Musik konzentriere. Das kann vor allem dann sein, wenn diese Musik eigentlich mit einem Text unterlegt ist. Dann singe ich innerlich dieses Lied mit und kann mich auf etwas anderes nicht mehr konzentrieren.
Deshalb höre ich keine Musik, wenn ich schreibe. Früher hat es mich nicht so sehr gestört als heute. Ob es daran liegt, dass ich älter werde? Keine Ahnung.
Weil ich früher Musik zu den Projekten, an denen ich schrieb, gehört habe, sind bestimmte Stücke für mich mit einem bestimmten Projekt verbunden. Höre ich mir heute diese Lieder an, muss ich sofort an den Roman oder die Kurzgeschichte denken, die ich mit diesem Stück verbinde.
Besonders nervig finde ich Menschen, die alle anderen an ihren Telefongesprächen teilhaben lassen wollen. Was interessiert es mich, ob da der Gerhard spricht, der morgen eine Fahrt nach XYZ unternehmen will. Dies allerdings schon um acht und nicht erst um neun Uhr. Dem Tim und dem Hans hat er bereits bescheid gesagt.
Möchte man so etwas hören? Nein, außer man baut es später in irgendeine Geschichte ein – natürlich ein wenig verfremdet.
(Helen Dalibor)

Vier Wochen Schreiben – Tag 21

Heutiges Thema: Hat dich während deines Schreibprozesses eine Szene besonders berührt?
Ja, eindeutig. Ich weiß noch, wie ich damals irgendwo draußen saß und dieses Kapitel zu Papier brachte. Anfangs schossen mir die Tränen nur in die Augen, später liefen sie mir aber die Wangen hinunter. Ich war immer nur am Wischen, am Schreiben und wieder am Wischen. Zum Glück ist niemand vorbeigekommen und hat mich gefragt, ob alles in Ordnung sei. Was hätte ich darauf antworten sollen? Mir geht es gut, ich schreibe nur gerade eine Abschiedsszene und muss deshalb so heulen. Hätte ich das antworten sollen? Natürlich hätte ich das tun können, aber ob mein Gegenüber mir das abgenommen hätte, bleibt fraglich.
Bei dieser Szene, die ich damals geschrieben habe, weine ich heute noch. Ich kann einfach nichts dagegen tun. Mir kommen einfach die Tränen. Vielleicht hängt das heute auch eher damit zusammen, dass dieses Kapitel real geworden ist.
In dem Kapitel geht es darum, dass jemand von seinem Lieblingselefanten Abschied nehmen muss. Wer DIE ROLLEN DES SETH kennt, wird wissen, welchen Elefanten und welches Kapitel ich meine (Kapitel HIER nachlesen). In dem Kapitel muss Pascal von seiner Elefantin Berta Abschied nehmen. Wer das Nachwort kennt (HIER nachzulesen), wird wissen, dass auch ich einen Elefanten habe, der mir viel bedeutet und von der ich ebenfalls auf eine ähnliche Art und Weise Abschied nehmen musste.
Manche mögen nun denken, dass ich das Kapitel geschrieben habe, nachdem Mala nach Belgien umgezogen ist. Das stimmt nicht. Geschrieben habe ich das Kapitel fast auf den Tag genau ein Jahr, bevor Mala gehen musste. Es wurde Anfang Juli 2011 geschrieben, während Mala Anfang Juli 2012 umzog. Beides hat nichts miteinander zu tun. Es ist nur ein Zufall gewesen, wenn auch ein merkwürdiger. Wobei Mala schon seit 2008 nicht mehr sicher war, seitdem es Überlegungen gab, einen neuen Zuchtbullen zu holen, aber irgendwie hatte man gehofft, dass sie doch würde bleiben können. Und dann war sie plötzlich weg und es tat sich eine Lücke auf, die in den fast fünf Jahren nicht gefüllt werden konnte.
Als ich das besagte Kapitel überarbeitete, war Mala noch da gewesen, dennoch kamen wir auch da erneut die Tränen. So ergeht es mir immer noch. Ich muss dieses Kapitel nur lesen und schon brauche ich ein Taschentuch, um die Tränen wegzuwischen.
(Helen Dalibor)

P.S.: Nicht wundern, wenn in dem Kapitel der Elefant noch Jenny heißt. So sollte Berta zu Beginn heißen, ich habe mich allerdings später entschieden, dass sie einen anderen Namen bekommen soll.